Auf ein paar Zeilen mit Julia Richter

 

Postkarte oder SMS?

Beides, je nach dem was die Situation erfordert. 

 

Wann muss es unbedingt Papier sein und warum?

Alle Anlässe, die mit Familie, Gefühl und dem ganz Besonderen zu tun haben, brauchen etwas Bleibendes. Ich bin ein großer Fan von Karten. Wenn ich auf Reisen bin nehme ich schöne Karten mit, bei Museumsbesuchen, auf Flohmärkten. Ich freue mich total, wenn ich eine Karte finde, die zu einer bestimmten Person gut passt. Die hebe ich dann so lange auf, bis sich eine Gelegenheit ergibt. An Weihnachten mache ich sogar eine kleine Auflage an Postkarten für Familie, Freunde und nette Nachbarn selbst, wenn ich die Zeit dazu finde

 

Seit 2011 führst Du Deinen Blog A Personal Style. Erzählst Du uns ein bisschen mehr davon?

Mein Blog ist auch etwas Bleibendes. Er ist in gewisser Weise die Verbindung zwischen What's App und Postkarte. Auf der einen Seite nütze ich das Internet und social networks, auf der anderen Seite stelle ich mich gegen die Bilderflut, die schnell verheizt und schnell vergessen wird. Auf meinem Blog ist nicht der Trend des Tages wichtig, sondern die Mode im Spiegel der Individualität. Ich habe mir einige Menschen unterschiedlichen Alters herausgesucht (zwischen zehn und 62), die ich sehr besonders finde, die modisch ein ganz spezielles Gespür haben und dies in ihrer ganz persönlichen Weise umsetzen. Diese Menschen begleite ich fotografisch, ich treffe sie in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen und fotografiere sie. Jedes Foto, das ich poste, ist ein Baustein des Blogs und wird gebraucht. Jedes Model hat seine eigene Galerie, in der man vom ersten bis zum letzen Bild alles aufgereiht sieht und das wird jetzt nach fast vier Jahren wirklich interessant, denn jetzt sieht man die ersten Veränderungen. Bärte, die grauer werden, Farbvorlieben, die sich geändert haben, Gesichter die kantiger werden. Ich finde das superspannend und freue mich darauf zu sehen wo es hingeht. Im Grunde ist der Blog eine modisch-gesellschaftliche Langzeitstudie, die ich mit kleinen Artikeln zum Thema Mode und Leben würze.

 

Deine Arbeit findet digital statt. Hat Papier für Dich überhaupt Relevanz? Warum?

Das eine schließt das andere nicht aus. Ich nütze immer das Medium, das geeignet ist oder mische sogar. Auf meinem Blog gibt es auch Illustrationen, die werden natürlich auf Papier gefertigt. Das Papier muss zum Zeichengerät passen, die Oberfläche muss ausgewählt werden. Ich entwerfe auch Textil-Prints und bei all meinen grafischen und illustratorischen Arbeiten stehen Papier und Stift, Pinsel oder Druckgerät am Anfang. Danach wird eingescannt und weiterbearbeitet, wenn nötig. 

Papier ist aus meinem Leben nicht wegzudenken, zumal ich wahnsinnig gerne mit der Hand schreibe. Die Schrift ist genauso ein Spiegel der Persönlichkeit wie die Mode.

 

Du hast einmal als Trendscout gearbeitet – hast Du denn auch einen Geheimtipp in Sachen Papier für uns?

Ich bin gerade vor ein paar Tagen aus London zurückgekommen und bin jedesmal wieder hin und weg von der Papeterie in England. In England gibt es natürlich auch eine Tradition des Postkartenversendens. Zu Weihnachten stehen die Kaminsimse voll mit Karten. Es ist schon fast ein Wettbewerb, wer die meisten bekommt. Mein persönlicher Lieblingsort für Postkarten ist das Kaufhaus Liberty. Vielleicht kein Geheimtipp, aber ich könnte mich stundenlang dort aufhalten. Und die Mode-Abteilung ist auch nicht zu verachten.

 

Auf welches Papeterieprodukt möchtest Du nie verzichten?

Definitiv Postkarten, Geschenkpapier und Geschenkbänder. Geschenke schön einzupacken ist wie das richtige Outfit für den richtigen Anlass zu finden. 

 

Was ist Dein aktuelles Lieblingsteil?

Mein kleiner grüner Drückbleistift mit der dicken Mine von Faber Castell. Der ist mindestens 40 Jahre alt. Meine  90-jährige Nachbarin hat mir eine alte Zigarrenkiste mit Bleistiften ihres verstorbenen Mannes geschenkt, da war er dabei – zusammen mit vielen anderen Schätzen.

 

Julia Richter führt den Modeblog A Personal Style

 

 

Letzter Beitrag Nächster Beitrag